Da die Braut aus Polen war, und kein indisches Elternhaus hatte, wohnte die Braut bei der Tante des Bräutigams. Da ich auch bei dieser Tante wohnte, war ich bei allen Bräuchen und Ritualen, die dort vor der Hochzeit stattfanden, „immer dabei und ganz nah dran“.
Das Mehndi / Verzierungsritual
An dem der Haldi-Zeremonie (erster Tag der Hochzeitszeremonie) folgendem Tag fand der Henna-Abend oder auch das Mehndi-Ritual genannt (zweiter Tag der gesamten Hochzeitszeremonie) statt. Alle Frauen der großen Familie trafen sich zu der sogenannten Mehndi Feier im Hause der Braut bzw. in meinem Falle im Hause der Tante, um sich dort von 2 Henna-Künstlern die Hände kunstvoll mit Henna-Tattoos verzieren zu lassen.
Ein Buch mit Vorlagen wurde von Hand zu Hand gereicht und jeder konnte sich sein Wunschmotiv aussuchen. Ich freute mich schon sehr auf meine Bemalung und hatte mich sogar schon erkundigt, wie lange diese tollen Henna-Tattoos auf der Haut bleiben würden: „Zwei Wochen bestimmt, wenn man sich nicht überdurchschnittlich oft die Hände waschen würde.“ Der alte indische Brauch sagt, solange das Mehndi auf der Haut der Braut nicht vollständig verblasst ist, muss diese nicht bei der Hausarbeit helfen.
Ich stellte dann schnell fest, dass die Bemalung mindestens 2 Stunde trocknen musste und da ich ja die Fotografin war, musste ich meinen Wunsch nach verzierten Hennahänden leider wieder verwerfen.
Der gesamte Henna-Abend war ein Familien- Freunde- Nachbarinnen- Treffen der Frauen. Jede Frau kam festlich gekleidet – die Kleider wurden präsentiert und begutachtet. Jetzt glaube ich auch zu wissen, warum es so viele Hochzeitsausstatter, ja ganze Straßenzüge mit Hochzeitsgeschäften, gibt. Es ist ein Gewerbe, das sehr gut überleben kann, da – während der Hochzeitssaison von November bis …….jede Frau sehr oft – bisweilen sogar jede Woche – zu einer Hochzeit eingeladen ist und Kleider und Zubehör für 3 darauffolgende Tage benötigt. Heiraten, alle damit verbundenen Rituale und „das sich für Hochzeiten herrichten“, ist eine Art Volkssport und Freizeitbeschäftigung. So ordne ich das jedenfalls nach meinen Erlebnissen ein und jeder Indienspezialist möge mir verzeihen, wenn es nur in meinen Augen so ist oder meine Erlebnisse nicht repräsentativ genug sind um sie zu verallgemeinern. Kommentare hierzu sind willkommen.
Attraktion war natürlich die Verzierung der Hände, Arme, Knöchel und Füße der Braut (siehe Bild oben). Die  Verzierungen der Braut sind am Aufwendigsten und benötigten mehrere Stunden zum Trocken. Der alte indische Brauch begründet das damit, der Braut vor der anstrengenden Hochzeit ein paar Stunden Erholung zu gönnen.
Die Frau, die aktuell von dem Hennakünstler verziert wurde, wurde von den anderen Frauen umringt, die den Prozess bestaunten und kommentierten. Den ganzen Abend lang wurde geredet, gelacht, gesungen und erst als jede anwesende Frau ein wunderschönes Muster auf Händen und Armen hatte, wurde das gesellige Beisammensein aufgelöst.
Hochzeit Indien #1 Impressionen nach der Ankunft in Indien
Hochzeit Indien #2 Kauf der Hochzeitskleidung / Saris
Hochzeit Indien #3 Ritual of Turmeric / Haldi ceremony
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