Das Kuba, für das bei keinem Reiseanbieter geworben wird
…gibt es auch. Diese ist anders als das plakative Kuba, das man in Broschüren der Reiseveranstalter sieht und das sich die Meisten von euch wahrscheinlich vorstellen….
Das andere Kuba zeigt keine prunkvollen Kolonialbauten, keine verfallenen Häuser in den Altstadtgassen und auch keine Villen im Art Deco Stil in den reicheren Vororten. Das andere Kuba hat keinen maroden Charme und man findet dort auch keine Touristen. ICH fand das andere Kuba trist und langweilig.
Wie ich schon in einem anderen Artikel schrieb, gab der Staat bisher kaum Geld für die Sanierung der Altbausubstanz aus, lies aber stattdessen seit den siebziger Jahren in den äußeren Stadtbezirken moderne Neubausiedlungen mit Plattenbauten errichten. Mein Bekannter Iwan war wohlsituiert und privilegiert und konnte sich eine solche moderne Wohnung in einem modernen Vorort von Havanna leisten.
Er lud mich zu sich nach Hause ein.
Wir fuhren weder in einem Cadillac, Ford, Pontiac oder sonst einem Oldtimer aus den 50ern sondern in seinem kleinen neuen Auto (siehe Foto)  in ein sehr gepflegtes Neubaugebiet am Rande Havannas.
Dort gab es ausschließlich Plattenbauten. Ein Viertel, in dem alles gleich aussah und in dem man sich verlaufen konnte. Ein Viertel, in dem sich keine ausländischen Besucher verirrten um den maroden Charme zu bewundern. Ein Viertel, in dem die Wohnungen bei den Kubanern sehr begehrt waren, da sie neu waren und alles in Schuss war. Es regnete nicht rein, Klimaanlagen, Wasserdruck, Toilettenspülungen, Fenster, Rollläden, Türschlösser und Klingeln funktionierten. Es gab Keller, Wäscheplätze, Spielplätze und Parkplätze vor der Haustür.
Iwans Wohnung war eine hochmoderne, frisch renovierte, saubere und ausgesucht eingerichtete Wohnung mit Balkon, Sonnenschirm und Blumenkästen. Das Leben war hier sicher viel bequemer als in einem renovierungsbedürftigen Kolonialbau in Centro Habana, hatte aber kein Flair und lies mich leicht vergessen, dass ich in Kuba war.
Was zählt mehr? Wie will man leben? Außerhalb, modern, pflegeleicht aber 0815 ODER „mittendrin“ in einem halbzerfallenen Kolonialbau mit morbiden Charme und einer Klospülung, die aller 3 Wochen nicht funktioniert, feuchten Wänden und wegen Einsturzgefahr nicht betretbaren Balkonen – ohne Aussicht auf Abhilfe.
Zum Thema „Wohnen in Kuba“ habe ich einen ganz interessanten Bericht, geschrieben von der jungen Kubanerin Yoani Sánchez (Blog „Generación Y“), gelesen und möchte euch die Grundaussage wiedergeben: In Kuba ist das Kaufen und Verkaufen von Wohnungen und Häusern immer noch verboten. So existiert lediglich ein heimlicher Tauschmarkt oder es gibt „Vermittler“, die den Tausch von Wohnungen organisieren. Es gibt aber gibt keine optimale und effektive „Umverteilung“ von Wohnungen und staatlich gesteuert schon gar nicht.
„Was für Menschen leben in bestimmten Häusern oder Stadtvierteln?“
Yoani Sánchez erklärt, dass eine Frau, die ihren Lebensunterhalt als Putzfrau bestreitet, ebenso in einer Villa im begehrten Stadtviertel Miramar leben kann, wie ein Chirurg in einer Bruchbude ohne fließendes Wasser. In dem großen Haus der Putzfrau fällt bereits das Dach in sich zusammen und ihr Garten ist ein Durcheinander aus Gestrüpp und verrosteten Eisenteilen, da ihr Lohn nicht ausreicht, um so viele Quadratmeter zu erhalten. Der Arzt hat, dank seiner illegalen Geschäfte mit Brustimplantaten, inzwischen Kapital angehäuft; aber er kann auf legale Weise keine seinen Möglichkeiten entsprechende Wohnung bekommen. Also gelangen die bescheidene Putzfrau und der Arzt zu einer Einigung, überschreiten das Gesetz und beschließen, ihre Wohnsitze zu tauschen. Um das zu erreichen, bestechen sie drei oder vier Beamte der Wohnungsbehörde. Ein Jahr später erfreut er sich an seiner großen und inzwischen überaus gepflegten Villa in bester Lage Havannas und sie sich an den tausenden von konvertiblen Pesos, die sie für das „Sich Verkleinern“ erhalten hat.
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